Thematische Tendenzen in Songtexten: Eine Analyse von Geschlechterrollen & Identitäten in der Musik

Es gibt eine Reihe von Studien, die sich mit der Analyse von Songtexten und den Unterschieden in den Themen zwischen männlichen, weiblichen und queeren Künstlern beschäftigen. Männliche Künstler singen häufig über romantische Beziehungen, oft aus einer Perspektive, die ihre eigene Schuld oder Reue betont. Dies umfasst Themen wie Betrug, Lügen und Unzuverlässigkeit, wobei sie oft um Vergebung bitten und hoffen, dass die Frau zurückkehrt. Ein bekanntes Beispiel ist „Sorry Seems to Be the Hardest Word“ von Elton John, in dem der Sänger seine Reue über das Scheitern einer Beziehung ausdrückt und um Vergebung bittet.

Frauen singen dagegen oft über ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle, wobei sie einen aktiveren und selbstbestimmteren Ansatz zeigen. Sie betonen ihre Hoffnungen, Wünsche und ihr allgemeines Lebensgefühl. Ein typisches Beispiel hierfür ist „I Will Survive“ von Gloria Gaynor, ein Lied, das von Selbstermächtigung und Unabhängigkeit nach einer Trennung handelt. Auch Frauen thematisieren kaputte Beziehungen, jedoch eher aus einer Perspektive der Reflexion und des persönlichen Wachstums, ohne zu jammern oder zu betteln. Ein weiteres Beispiel ist „You Oughta Know“ von Alanis Morissette, in dem die Sängerin ihre Wut und Enttäuschung über das Ende einer Beziehung ausdrückt.

Queere Künstler thematisieren oft ihre eigene Identität und den Kampf um Akzeptanz, sowohl innerhalb als auch außerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft. Sie singen über Liebe und Beziehungen, jedoch häufig mit einem Fokus auf die Herausforderungen und Freuden, die speziell in queeren Beziehungen vorkommen. Ein Beispiel hierfür ist „Born This Way“ von Lady Gaga, das sich mit Selbstakzeptanz und Stolz auf die eigene Identität beschäftigt. Auch gesellschaftliche Themen spielen eine wichtige Rolle, wie etwa in „Same Love“ von Macklemore & Ryan Lewis, das sich für die Gleichberechtigung der LGBTQ+-Gemeinschaft einsetzt.

Es gibt wissenschaftliche Arbeiten, die Songtexte anhand von quantitativen und qualitativen Methoden analysieren. Diese Studien untersuchen oft große Datenmengen an Texten, um Muster und Unterschiede in den Themen zu identifizieren. Forschungen im Bereich Gender Studies untersuchen, wie Geschlechterrollen und -stereotypen in der Musik dargestellt werden und beleuchten, wie Männer und Frauen ihre Emotionen und Erfahrungen unterschiedlich ausdrücken. Der Forschungsbereich Queer Studies untersucht, wie queere Identitäten und Erfahrungen in der Musik repräsentiert werden und welche spezifischen Herausforderungen und Themen in den Liedtexten vorkommen.

Einige wichtige Werke in diesem Bereich sind „Lyrics: Writing Better Words for Your Songs“ von Rikky Rooksby, das die Struktur und Themen von Songtexten analysiert, und „Sounds Like Teen Spirit: Stolen Melodies, Ripped-Off Riffs, and the Secret History of Rock and Roll“ von Timothy English, das eine historische Perspektive auf die Entwicklung von Songtexten und deren Themen bietet. Verschiedene wissenschaftliche Zeitschriften, wie „Popular Music and Society“ und „Journal of Popular Music Studies“, veröffentlichen Artikel zu diesem Thema.

Dein Eindruck, dass männliche Künstler oft über kaputte Beziehungen aus einer Perspektive der Schuld und Reue singen, während weibliche Künstler einen breiteren und aktiveren Ansatz verfolgen, wird von verschiedenen Studien unterstützt. Queere Künstler hingegen fokussieren sich oft auf Themen der Identität und Akzeptanz. Diese Tendenzen spiegeln sich in der Popmusik der letzten Jahrzehnte wider und sind Gegenstand kontinuierlicher Forschung und Diskussion.


Ein besonders bemerkenswerter Song ist „Every Breath You Take“ von The Police, gesungen von Sting. Dieser Song, veröffentlicht 1983, hat eine melodiöse und eingängige Qualität, die zunächst wie ein Liebeslied erscheinen mag. Doch bei näherer Betrachtung der Texte wird deutlich, dass der Song eher die obsessiven und kontrollierenden Aspekte einer Beziehung darstellt. Zeilen wie „Every breath you take, every move you make, I’ll be watching you“ vermitteln eine ständige Überwachung und Besitzergreifung, die bei vielen Hörern als unheimlich empfunden wird.

„Every Breath You Take“ passt gut in das Muster, das bei vielen männlichen Künstlern zu beobachten ist, die über gescheiterte Beziehungen singen und dabei oft eine Position der Überwachung oder des Bedauerns einnehmen. In diesem Fall drückt der Song eine fast obsessive Fixierung auf die ehemalige Partnerin aus, wobei die Reue und das Bedürfnis nach Kontrolle stark im Vordergrund stehen. Dieser Song unterscheidet sich von vielen weiblichen Perspektiven in Liedern, die häufiger die eigenen Gefühle und das persönliche Wachstum nach einer Trennung thematisieren, ohne den Ex-Partner zu stalken oder zu überwachen.

Das Beispiel von „Every Breath You Take“ verdeutlicht, wie tief verwurzelt manche Geschlechterrollen in der Musik der letzten Jahrzehnte sind und wie sie in den Songtexten zum Ausdruck kommen. Während männliche Künstler wie Sting oft ihre Schuld und Reue in einer Art und Weise thematisieren, die leicht als obsessiv oder stalkerhaft interpretiert werden kann, zeigen weibliche Künstler oft eine stärkere Fokussierung auf Selbstermächtigung und persönliche Entwicklung nach dem Ende einer Beziehung.

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